Der besondere Gästeabend anlässlich des Internationalen Frauentags
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"Frauen in der Politik"
Mittwoch, 08.03.2017
Impulsvortrag:
Rena Farquhar, Stadträtin in Esslingen
"Mehr Frauen in die (Kommunal-) Politik"
Als Gast: Edeltraut Stiedl, Stadträtin in Reutlingen
Gesellschaft ist immer ein Zusammensein von Ungleichen. Das Gemeinsame ist die Andersartigkeit. Wenn wir uns diese einfache Wahrheit klar machen, können wir die Menschen mit ihren anderen Sprachen, ihrem unterschiedlichen Alter, Vermögen, Wohnort, ihren Tätigkeiten und Lebensweisen in einem fruchtbaren Spannungsverhältnis zueinander sehen. Wir können uns frei machen von der wenig erfolgreichen "Überwindung" der Unterschiede und dafür verstärkt unsere Aufmerksamkeit dem Raum zwischen uns schenken - dem Raum, in dem das Miteinander gelebt werden muss: das politisch Gemeinsame, die „Polis".
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Für die Gestaltung dieses Raumes, das bedeutet unserer gesellschaftlichen Wirklichkeit, sind alle Mitglieder einer Gesellschaft verantwortlich, in besonderer Weise aber jene, die sich beruflich oder ehrenamtlich dafür engagieren. Sie müssten eigentlich ein überzeugendes Beispiel gelebter Andersheit sein. Dazu gehört auch der Unterschied innerhalb der Geschlechter und untereinander.
Gegenseitige Ergänzung statt Gleichmacherei, Erweiterung von Horizonten und Perspektiven, Offenheit für das eine oder andere Mögliche, das sind Chancen, die sich erst durch die Vielheit der Stimmen ergeben.
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Ausgehend von der tiefen Überzeugung, dass jeder Mensch in seiner einzigartigen Besonderheit ethischen Respekt verdient, geht es den Freimaurerinnen nicht um ein einheitliches Programm von oder für Frauen, sondern um das gemeinsame Ausloten von Wirksamkeit jeder einzelnen Frau in der Gesellschaft.
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Rena Farquhar,
Stadträtin, engagierte Parteipolitikerin sowohl im Orts- als auch im Kreisverband, eröffnete den Gästeabend mit Vortrag
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„Mehr Frauen in die (Kommunal-)Politik!“
Interessante Fakten aus dem politischen Alltag einer zudem berufstätigen Frau und Mutter bildeten eine breite Grundlage für die sich anschließende Gesprächsrunde, zu der wir zudem Frau Edeltraut Stiedl, Stadträtin in Reutingen, begrüßen durften.
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Es war klar, dass die Zahlen der aktiven Frauen auf kommunaler Ebene mehr als bescheiden sind. Beide Stadträtinnen erklärten sehr überzeugend, weshalb sie sich engagieren und wie diese Arbeit konkret mit den Bereichen Familie und Beruf doch zu vereinbaren ist. Es wurde auch betont, wie wichtig es ist, dass Frauen u.a. an der Gestaltung des öffentlichen Raumes mitwirken (gut beleuchtete Wege, Stärkung von Maßnahmen für die Vereinbarkeit von Familien und Arbeit usw.).
In der regen Diskussion wurden drei Hauptargumente benannt, auf denen die Unter-Repräsentation von Frauen auf kommunaler Ebene beruht:
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Mangel an Selbstbewusstsein (Frauen trauen sich diese Aufgabe oft nicht zu),
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fehlende Solidarität unter Frauen, wobei ein gewisser Austausch überparteiischer Fraueninitiativgruppen immer mehr Gestalt anzunehmen scheint,
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relevante Notwendigkeit der Vernetzung zur Verbreitung von Impulsen und Informationen unter Frauen.
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Fünf Punkte standen zur Debatte, um eine geschlechtergerechtere paritätische Besetzung kommunalpolitischer Ämter zu erreichen:
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1. Strategien zur Teilhabe
2. Präzisere Vorlagen zur Vorbereitung
3. Klare Kommunikationsregeln
4. Gezielte Öffentlichkeitsarbeit der Kommunen
5. Vernetzung politisch tätiger Frauen untereinander (Gesprächskreise, Mentoring, ....)
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Über den persönlichen Ertrag ehrenamtlicher Tätigkeit war man sich einig, denn sie ist:
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- ein Lernen fürs Leben
- Persönlichkeitsentwicklung
- Begegnung mit Menschen
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Sowohl die Gäste als auch die Schwestern haben viele Impulse an diesem Abend mit nach Hause nehmen können. Es wurde klar, dass eben die Frauen selbst ihre Lebensbedingungen mit aktiven Schritten verbessern können und sollen. Es gibt zwar bekanntlich strukturelle und kulturelle Barrieren, die es zu überwinden gilt.
Die Frauen sollen sich jedoch als kraftvolle Solidaritätsgruppe begreifen und sich vor Augen halten, dass sie rund 50% der Bevölkerung bilden.
Können wir ernsthaft von einer demokratischen Gesellschaft sprechen, wenn die Hälfte der Bevölkerung einfach ausgeblendet und als Randgruppe behandeln wird?